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Im preußischen Teil Hessens war das im Regierungsbezirk
Kassel mit dem Verein Naturdenkmalschutz gelungen; im Großherzogtum
Hessen (-Darmstadt) mit dem 1906 gegründeten „Hessischen
Verein für ländliche Heimatpflege, Wohlfahrts- und Kulturpflege“.
Dagegen sind im Regierungsbezirk Wiesbaden, also im Nassauer Land,
die Vereinigungsbestrebungen über schwache Ansätze nicht
hinausgekommen.
In dieser historischen Dreigliederung Hessen - Kassel (oft als
„Kurhessen“ bezeichnet), Darmstadt und Nassau spiegeln
sich ebenso wie in den wechselnden Vereinsnamen und Satzungen,
die Probleme einer die innerhessischen Regionalgrenzen überschreitenden
Vereinsgeschichte und ihrer Tätigkeitsfelder wider. Der Kasseler
Verein erweiterte seinen Namen schon 1911 um den Heimatschutz,
1928 wurde der Naturdenkmalschutz daraus gestrichen, und 10 Jahre
später, 1938, wählte man die knappere und für unterschiedliche
Tätigkeiten offenere Bezeichnung „Heimatbund“,
die bis 1997 in Gebrauch blieb.
Naturschutz und Landschaftsschutz sind im Hessischen Heimatbund
und seinen Vorläufern seit den Anfängen nicht vernachlässigt
worden, der Schwerpunkt lag jedoch immer auf der Kultur- und Denkmalpflege.
Dafür stehen am Beginn der Vereinsgeschichte die Namen der
hessischen Maler Carl Bantzer und Otto Ubbelohde, die beide auch
an der Gründung des Deutschen Bundes Heimatschutz beteiligt
waren. Als der Verein nach den Notjahren des Ersten Weltkriegs
und der Nachkriegzeit, in denen seine Aktivitäten fast völlig
zum Erliegen gekommen waren, 1928 praktisch neu gegründet
wurde, war es wieder Carl Bantzer in Verbindung mit dem Kunsthistoriker
Richard Hamann und dem Kasseler Bezirkskonservator Friedrich Bleibaum,
die die Richtung bestimmten. Insbesondere Friedrich Bleibaum,
seit 1928 stellvertretender Vorsitzender, verstand es, seine dienstliche
Stellung als Bezirkskonservator in fruchtbarer Weise mit der Arbeit
des Heimatbunds zu verbinden und für ihn und durch ihn zu
wirken. Dazu hat nicht wenig beigetragen, daß er dem Verein
gleichsam die institutionalisierte Dauerförderung durch den
Bezirkskommunalverband sichern konnte. Zudem
ist es ihm gelungen, auch unter der Herrschaft des Nationalsozialismus
das traditionelle Profil des Heimatbunds zu wahren und die schon
1933 einsetzenden Gleichschaltungsversuche weitgehend erfolgreich
abzuwehren.
Nach 1945 konnte man in Kassel ohne Schwierigkeiten weiterarbeiten,
ja, mit neuem Schwung ans Werk gehen. Durch die Person Bleibaums
war die Kontinuität gesichert, und viele der 1933 verdrängten
Mitglieder stellten sich wieder zur Verfügung. In Südhessen
gestalteten sich die Wiederbelebungsversuche jedoch weit weniger
erfolgreich: 1971 wurden die Reste des Darmstädter Vereins
vom - „kurhessischen“ - Kasseler Heimatbund übernommen,
der dadurch erstmals ohne alle Einschränkungen als „Hessischer
Heimatbund“ firmieren konnte – mit dem Anspruch
und Auftrag für das ganze Bundesland Hessen zuständig
zu sein.
Gravierende Auswirkungen auf die Struktur und Organisation des
Hessischen Heimatbunds zeitigte die 1952 erfolgte Auflösung
der Bezirkskommunalverbände im neuen Bundesland Hessen. Mit
diesem Schritt wurde dem Heimatbund – im Gegensatz zur Mehrzahl
seiner Schwestervereine, die als von der öffentlichen Hand
getragene Landesverbände agieren - gewissermaßen der
institutionelle Boden unter den Füßen weggezogen. Der
Hessische Heimatbund ist dadurch zu einem zu einem selbstfinanzierten
Mitgliederverein geworden.
Daß es ihm gleichwohl gelungen ist, unter diesen schwierigen
Bedingungen nicht nur zu überleben, sondern immer wieder
neue Ansätze zu wagen und mit Erfolg durchführen zu
können, verdankt er der Beharrlichkeit und dem Elan seiner
Mitglieder und den Förderern und Spendern, die von der Wichtigkeit
seiner Arbeit in der modernen Gesellschaft überzeugt werden
konnten.
Machen Sie doch auch mit!
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